RICHARD BOORBERG VERLAG

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21.03.2019

Thomas Berg; Dr. Herbert O. Zinell

Lageorientiertes Führen zwischen Projekt- und Krisenmanagement

Ergebnisse eines Fachprojekts an der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl

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Der Mitautor Herbert O. Zinell hat in seinem Beitrag in der PUBLICUS-Ausgabe 2017.8 (vgl. außerdem Zinell, Lageorientiertes Führen in komplexen und krisenhaften Situationen, in: sicherheitsmelder v. 28.06.2017) die Frage aufgeworfen: „Braucht das Land neue Verwaltungsformate?“. Er knüpfte damit an die Aussagen der grün-schwarzen Landesregierung von Baden-Württemberg in der Koalitionsvereinbarung von 2016 und den Erfahrungen der grün-roten Vorgängerregierung mit der Bewältigung der „Flüchtlingskrise im Feuerwehrformat“ an.

Mit dieser Fragestellung haben sich im Studienjahr 2017/2018 Studierende der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl in einem Fachprojekt beschäftigt und geprüft, ob sich Erkenntnisse aus der Bewältigung der Flüchtlingskrise auf andere komplexe und krisenhafte Situationen und gegebenenfalls auf „normales“ Verwaltungshandeln übertragen lassen.

Anwendungsfelder für lageorientiertes Führen

Unter lageorientierter Führung versteht man ein Führungshandeln in direkter Abhängigkeit von der aktuell vorhandenen Lage. Somit ein flexibles, den Anforderungen der jeweiligen Lage angepasstes dynamisches und proaktives Führen unter Anwendung spezifischer Methoden. Das Tagesgeschäft in der Verwaltung stellt dabei die Routine-Lage dar, die mit dem Standart-Ressourceneinsatz bewältigt werden kann. Auch für die Bewältigung der Katastrophen-Lagen gibt es in den Katastrophengesetzen der Länder einschlägige Regelungen. Das Fachprojekt identifizierte darüber hinaus Anwendungsbereiche für lageorientiertes Führen, welche sich weder unter die eine, noch die andere der eben beschriebenen Lagen subsumieren lassen. Diese zeigen sich krisenhaft durch ein drohendes oder bereits eingetretenes Schadenspotential oder die bereits eingetretene Überforderung der Regelorganisation. Somit wird lageorientiertes Führen immer dann erforderlich, wenn eine Lage bzw. ein Vorgang eintritt, die bzw. der nicht dem Bereich der Verwaltungsroutine zuzuordnen ist. Folgerichtig können sich Anwendungsfelder hierfür in allen Verwaltungsbereichen ergeben. Diese werden angesichts der Tatsache, dass Verwaltungsvorgänge immer komplexer und dynamischer werden und die Regelorganisation überfordern können, zunehmen. Neben krisenhaften Lagen werden auch zunehmend sogenannte Gestaltungslagen ein angepasstes Verhalten der Verwaltung im Sinne der lageorientierten Führung erfordern. Als Beispiele hierfür wurden im Fachprojekt komplexe Genehmigungsverfahren und alle Arten von öffentlichen (Groß-)Veranstaltungen angeführt. Auch hier können unvorhergesehene und ungeplante Ereignisse auftreten und eine krisenhafte Entwicklung einleiten.

Kompetenzen und Methoden der lageorientierten Führung

Um spezifische Lagen zu bewältigen und Schäden bzw. Überforderungen vermeiden zu können, benötigt die lageorientierte Führung daher ein breites Spektrum an Kompetenzen und Methoden...[mehr]

Thomas Berg
Dr. Herbert O. Zinell
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