RICHARD BOORBERG VERLAG

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23.04.2020

Prof. Dr. Dorothee Dienstbühl

Kriminalität in Zeiten der Corona-Krise

Wie die Pandemie sich auf die Kriminalität in Deutschland auswirkt

© Mike Triapitsyn

Die Pandemie durch das Virus Covid-19 wirkt sich auch auf die Kriminalität in Deutschland aus. Während Einbrecher in Privathaushalten zurzeit schwierige Bedingungen vorfinden, versuchen Betrüger, bewusst aus der Corona-Krise und der damit verbundenen Angst der Menschen Kapital zu schlagen. Doch auch Frauen- und Kinderschutzverbände sind alarmiert, da die Polizei häufiger zu Einsätzen von häuslicher Gewalt gerufen werde.

Stressbelastung durch soziale Isolation als Gewaltrisiko

Die Corona-Krise ist eine Herausforderung für jeden Einzelnen. Jeder Mensch hat eine persönliche physische und psychische Belastungsgrenze und reagiert auf die mittelfristige Stressbelastung entsprechend unterschiedlich. Durch die plötzliche Wegnahme der Alltagsstruktur und das entweder ständige Zusammensein in der Familie oder durch die Isolation können Erschöpfung und Stresssymptome, depressive Verstimmungen und ein Gefühl der Überforderung herbeigeführt werden. Die wirtschaftlichen Sorgen, die zudem nicht in Hinblick auf ihre Dauer absehbar sind, bringen Menschen in Existenzängste. Doch auch die Überlastung der Helfer kann zu Belastungsstörungen und damit verbunden zu Spätfolgen führen. Das Ausbrechen aus dieser Situation und vor allem aus den Ängsten kann zu einem steigenden Alkoholkonsum, aber auch zu selbstverletzendem Verhalten (im Extremfall zum Suizid) oder zu fremdverletzendem Verhalten führen.

Innerhalb von Familien kann es aufgrund der angespannten Situation zu Gewalt kommen. Dies kann zum einen eine Reaktion auf die Überforderung, Verzweiflung oder auch auf den damit zusammenhängenden, erhöhten Alkoholkonsum sein. Somit könnten nun Familien betroffen sein, in denen es zuvor nicht zu häuslicher Gewalt kam. Doch gerade in belasteten Haushalten, in denen Gewalt bereits ein Problem darstellt, ist eine Zunahme gerade in dieser Zeit realistisch. Denn der Arbeitsplatz, der Kindergarten und die Schule stellen für die Opfer von häuslicher Gewalt eine Art Schutzraum dar, in denen sie temporär vor Gewalthandlungen durch Eltern oder den Partnern sicher sind. Mit den gegenwärtigen Schutzmaßnahmen gegen das Virus wird ihnen dieser sichere Raum notwendigerweise genommen...[mehr]

Prof. Dr. Dorothee Dienstbühl
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