Die Tötung des Clanmitglieds Nidal R. und der gewalttätige Übergriff von Clan-Mitgliedern gegen eine Polizistin in Essen vor einigen Wochen lösten ein großes Medieninteresse an kriminellen Familienclans aus. Vor allem mit Massenschlägereien oder personenstark ausgetragenen Widerstandsdelikten gegen Polizeibeamte geraten sie in die Medien. Tatsächlich stehen spezifische Großfamilien bereits seit Jahren im Focus der Sicherheitsbehörden, denn das Repertoire allgemeiner Kriminalität, das von den Mitgliedern begangen wird, fällt in den Bereich der Organisierten Kriminalität. Man spricht in diesem Zusammenhang von „abgeschotteten Subkulturen“ – oder eben von arabischen Familienclans.
Aufkommen und Kriminalität
Schon seit Jahren hat die Polizei in Ballungsgebieten, in denen sich arabische Großfamilien mit Ursprüngen aus Südost-Anatolien, palästinensischen Gebieten und dem Libanon niedergelassen haben, mit dem Phänomen der Clankriminalität zu kämpfen. „Großfamilie“ bezeichnet dabei den verwandtschaftlichen Zusammenschluss diverser Kernfamilien, sodass ein einzelner Familienclan hunderte Mitglieder zählt, bei einigen Clans ist die Mitgliederzahl vierstellig.
Neben der familiären Struktur und ihrer Personenstärke zeichnen sie sich durch eine geschlossene, größtenteils ethnische Homogenität aus, wobei strategische Eheschließungen auch mit anderen Nationalitäten vorgenommen werden. Das Resultat ist ein hoher Zusammenhalt sowie eine organisierte Zusammenarbeit bei der Tatausführung ganz unterschiedlicher Arten von Kriminalität.
Im Lagebild Organisierte Kriminalität des LKA NRW heißt es hierzu: „Die Polizei sieht sich mit kriminellen, ethnisch abgeschotteten Gruppierungen, insbesondere im Bereich der Rauschgift-, Gewalt- und der Straßenkriminalität konfrontiert. Sie trifft im Einsatzgeschehen häufig auf Respektlosigkeit und auf ein erhebliches Aggressionspotenzial, welches in gewalttätige Angriffe auf Polizeibeamte eskalieren kann.“
Das BKA beobachtet im aktuellen Bundeslagebild für das Jahr 2017 einen gravierenden Anstieg an Personengruppen mit diesem Hintergrund, überwiegend in den Bereichen Rauschgifthandel/-schmuggel und organisierter Eigentums- und Wirtschaftskriminalität. Eine exakte Auswertung dieser OK-Verfahren kann aufgrund fehlender Erfassungskriterien bislang nicht erfolgen. Nach Einschätzungen des LKA Berlin gehen 25 % der Organisierten Kriminalität auf das Konto arabischer Familienclans. In Berlin wurden andere OK-Strukturen, wie ’Ndrangheta, die Camorra, Hells Angels, Triaden oder die sog. Russen-Mafia nahezu vollständig verdrängt...[mehr]