Hier werden die Funktionen der deutschen Jihadistinnen für den „Islamischen Staat“ (IS) untersucht. Aktuell muss sich die deutsche Jihadistin Jennifer W. – eine Konvertitin aus Lohne in Niedersachsen – vor dem Oberlandesgericht München wegen ihrer Vergangenheit bei der islamistischen Terrororganisation verantworten.
Strafverfahren gegen Jennifer W.
Im Zuge der Ermittlungen gegen Jennifer W. wurde nun kompromittierendes Material auf ihrem Telefon entdeckt. Nach Polizeiangaben hat die deutsche Jihadistin Jennifer W. Bilder von Enthauptungen und eine Anleitung zum Bombenbau auf ihrem Handy und ihrem Computer gehabt. Die Bundesanwaltschaft klagt die deutsche Jihadisti an, im Irak Mitglied des IS gewesen zu sein. Der grauenvollste Vorwurf ist dabei folgender: Sie soll im irakischen Falludscha ein fünf Jahre altes jesidisches Mädchen als Sklavin gehalten und zugesehen haben, wie ihr Ehemann das Kind in praller Sonne ankettete und qualvoll verdursten ließ. Sie ist wegen Mordes, Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland und Kriegsverbrechen angeklagt und damit die erste deutsche Jihadistin, die sich vor Gericht verantworten muss.
Mehr als ein Fünftel der deutschen Jihad-Reisenden ist weiblich
Nach Angaben des Bundesamtes für Verfassungsschutz sind mit Stand vom Frühjahr 2019 mehr als 1.050 deutsche Islamisten bzw. Islamisten aus Deutschland in Richtung Syrien/Irak gereist. Mehr als ein Fünftel der deutschen Jihad-Reisenden (Foreign Fighters) ist weiblich. Der überwiegende Teil der insgesamt gereisten Personen ist jünger als 30 Jahre.
Zu etwa der Hälfte der deutschen Jihad-Reisenden (Foreign Fighters) liegen den Verfassungsschutzbehörden konkrete Anhaltspunkte vor, dass sie auf Seiten des „Islamischen Staates“ und der Al Qaida oder denen nahestehenden Gruppierungen sowie anderer terroristischer Gruppierungen an Kampfhandlungen teilnehmen bzw. teilgenommen haben.
Unter den deutschen und europäischen Jihad-Reisenden (Foreign Fighters) dominierte lange Zeit das Bild des jungen, männlichen Jihadisten, der sich auf den Weg in die Kampfgebiete in Syrien und im Irak machte. Die Motive für die deutschen und europäischen Jihadistinnen können nach Angaben der deutschen Sicherheitsbehörden sowohl religiöser als auch weltlicher Natur sein (häufig eine Mischung aus beidem). Einmal in den Kampfgebieten angekommen, nutzen viele der Jihadistinnen die sozialen Netzwerke, um ihr Leben im „Islamischen Staat“ positiv zu beschreiben und so für weitere Ausreisen zu werben. Hierbei stellte sich immer die Frage, ob solche Erlebnisberichte auf tatsächlichen Erfahrungen beruhen oder aber durch die Propagandamaschine des IS zensiert und für eine gezielte PR-Kampagne missbraucht wurden...[mehr]